Heute war wieder einer dieser Tage, an denen ich mich frage: Geht es noch?
Was ist passiert? Eine Freundin, die bei einem großen Kommunikationsunternehmen arbeitet, wollte den Kindern einen Gefallen tun und Ausmalbilder ausdrucken. Aber da wir in einer Zeit leben, in der alles besonders sein muss, selbst ein simples Ausmalbild, reichte ein normales Motiv offenbar nicht aus. Also hat sie ein Foto von ihrem und meinem Kind genommen und es ungefragt durch eine KI gejagt.
Das Brisante daran, wie eingangs erwähnt, arbeitet sie bei einem großen Kommunikationsunternehmen und zwar als Juristin. Ihr Aufgabenbereich umfasst Vertragsrecht, Compliance und Datenschutz. Ja, ihr habt richtig gelesen: Datenschutz.
Auf meine Frage hin, ob sie sich mal Gedanken über die Datenschutzbestimmungen der genutzten KI gemacht habe, bekam ich tatsächlich die Antwort:
„Glaubst du, ich lese jede Datenschutzerklärung?“
Das erwarte ich auch nicht. Aber von jemandem, der beruflich mit Datenschutz zu tun hat, würde ich zumindest erwarten, dass er sich der Problematik bewusst ist.
Denn eines ist klar: Wenn ein großes Unternehmen eine Dienstleistung kostenlos anbietet, zahlt man meistens mit seinen Daten. Das ist längst bekannt. Und ja, wenn man nichts bezahlt, ist man selbst das Produkt.
Sind wir wirklich schon so abgestumpft, dass wir uns keine Gedanken mehr machen? Alles einfach wegklicken? So sorglos mit unseren Daten umgehen?
Wir würden uns doch auch unwohl fühlen, wenn der Nachbar mit dem Fernglas in unser Wohnzimmer schaut. Das würden wir nicht einfach hinnehmen. Warum nehmen wir es dann im Internet so leichtfertig in Kauf?
Müssen wir wirklich bei jedem Hype mitmachen? Kann ein Ausmalbild nicht einfach ein Ausmalbild sein? Ein Kind freut sich auch über ein Katzenbild, ein Pferd oder über Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen, die haben schließlich auch ganze Generationen geprägt.
Ein zu sorgloser Umgang mit unseren Daten kann zu ernsthaften Problemen führen.
Privatsphäre sollte auch privat bleiben.