Wie viel Leistung braucht ein eBike (Pedelec) wirklich?
Wie du vielleicht weißt, lese ich gerne Artikel aus Fachzeitschriften, besonders zu Themen, die mich selbst betreffen. Und als begeisterter Radfahrer stoße ich dabei immer wieder auf spannende Diskussionen rund ums e-Bike. Vor Kurzem bin ich auf ein Interview mit dem Bosch‑e-Bike‑Chef Claus Fleischer gestoßen sowie auf einen Beitrag über den chinesischen Hersteller DJI, der eigentlich für Drohnen bekannt ist, nun aber mit einem neuen e-Bike‑Motor auf sich aufmerksam macht. Beide Artikel zeigen, wie hitzig das Thema Motorleistung bei e-Bikes gerade diskutiert wird.


Ich selbst fahre aktuell ein Gravelbike ohne Motor, also ein klassisches „BioBike“. Aber ich bin definitiv ein Befürworter von e-Bikes: Drei Jahre lang bin ich mit einem Pedelec täglich zur Arbeit nach Stuttgart gefahren. Und wer Stuttgart kennt, weiß: Es geht eigentlich immer bergauf oder bergab, selten geradeaus. Für mich war der e‑Antrieb eine echte Erleichterung. Ich kam morgens entspannt und nicht verschwitzt im Büro an und erledigte fast alle Wege im Umkreis von 30 km mit dem Rad.
e-Bike, gleich mehr Bewegung für alle
Die Vorteile von e-Bikes liegen auf der Hand: Sie bringen mehr Menschen aufs Rad, auch ältere oder weniger sportliche. Klar, es gibt Schattenseiten wie die gestiegene Zahl an Unfällen mit e-Bikes. Aber unterm Strich überwiegen für mich ganz klar die positiven Effekte. Statt darüber zu diskutieren, ob ältere Menschen überhaupt e-Bike fahren sollten, sollten wir lieber dafür sorgen, dass sie es sicher tun können, z. B. durch bessere Infrastruktur und sichere Radwege. Das ist Aufgabe der Politik, nicht der Technik.
Brauchen wir wirklich mehr Leistung?
Aktuell plant die EU keine neue Regulierung für e-Bike‑Leistungen. Doch das könnte sich ändern, wenn die Hersteller weiter in Richtung immer stärkerer Motoren gehen.
DJI hat mit seinem „Avinox“ ‑ Motor gerade ein Software-Update veröffentlicht, das dauerhaft 1000 W Leistung freischaltet, bisher waren nur 850 W kurzzeitig möglich. Zwar argumentiert DJI, dass mehr Leistung gerade für Cargo‑Bikes oder schwerere Fahrer:innen nötig ist. Doch gleichzeitig entsteht der Eindruck, dass man gezielt versucht, Grenzen zu verschieben oder sogar zu provozieren. Und je mehr Hersteller diesen Weg gehen, desto größer wird der Druck auf die EU, doch noch regulierend einzugreifen, etwa mit Leistungsgrenzen oder neuen Zulassungsregeln.
Und plötzlich wollen alle mehr, inklusive Aufpreis
Spannend ist auch, dass Markenhersteller wie Bosch nun ebenfalls stärkere Motoren vorstellen, mit bis zu 750 W Spitzenleistung. Gleichzeitig betonen sie, wie wichtig eine klare Abgrenzung zum Motorrad sei und warnen vor den Folgen zu starker Systeme. Für mich wirkt das ein Stück weit widersprüchlich: Einerseits fordern sie Regeln, andererseits erhöhen sie selbst die Leistung und verlangen dafür Aufpreise.
Es scheint, als wollten sie sich frühzeitig in Stellung bringen, falls irgendwann doch eine Regulierung kommt und gleichzeitig mit Premium‑Leistung Geld verdienen. Ob das wirklich im Sinne der Verbraucher:innen ist, darf man hinterfragen.
Zwischen Alltag, Tuning und Wahnsinn
Schon heute gibt es viele getunte e-Bikes. Manche basteln sich per Software- oder Hardware-Tuning ein echtes Speedbike zusammen. Ich habe kürzlich einen Fahrer vor mir gehabt, der mit einem Pedelec locker 50 km/h fuhr, eindeutig nicht mehr im gesetzlichen Rahmen. Und genau das zeigt: Egal, was technisch erlaubt ist, ein Teil der Nutzer wird immer mehr wollen.
Mein Fazit
Braucht man im Alltag wirklich 750 W oder mehr? Ich sage: Nein. Für normale Fahrten reichen 250 W mit intelligenter Unterstützung vollkommen aus. Nur bei speziellen Anwendungen, zum Beispiel bei Cargo.- oder Lastenrädern, kann mehr Leistung sinnvoll sein.
Aber der Trend zu immer mehr Power ist gefährlich. Wenn wir e-Bikes auf diese Weise aufrüsten, riskieren wir, dass sie ihren Status als Fahrrad verlieren, mit allen rechtlichen Folgen: Versicherung, Zulassung, Helmpflicht. Und genau dann wird es für viele wieder unattraktiv.
Wenn du mich fragst: Mehr Leistung braucht es nicht, außer vielleicht bei Cargo.- oder Lastenrädern. Es wäre klüger, die vorhandene Technik intelligenter zu nutzen, statt einfach nur die Wattzahl hochzuschrauben.

